Buntes Haus Regensburg 2009
Zu bunt für Regensburg?
Als der Eigentümer des Hauses, Franz Rebl jun. und ich im Frühjahr 2009 gemeinsam an den Arbeiten zum so genannten „ Bunten Haus“ in Regensburg begonnen, hätten wir es beide nicht für möglich gehalten, dass ein bunt bemaltes Haus im Jahr 2009 noch für so viel Wirbel sorgen kann. Monatelang war das Haus in Regensburg, Bayern und weit darüber hinaus Thema in der Presse, im Rundfunk und auch im Fernsehen. Und alles nur wegen eines Briefes des Bauordnungsamtes an Herrn Rebl, mit der Aufforderung den „ gestalterischen Missgriff“ so schnell wie möglich wieder zu entfernen. Diesem gefiel sein Haus jedoch ausgesprochen gut, und so verwundert es sicherlich niemanden, dass er der Aufforderung der Behörde keine Folge leistete. Den Bürgern gefiel das „Bunte Haus“ ebenfalls, was sie auch in einer Vielzahl von Briefen und einer Unterschriftenaktion kundgetan haben. Und so wuchs das ganze langsam zu der unglaublichen Provinzposse heran, die es dann geworden ist. „ Ein Zweckbau schwinge sich zum Kunstwerk auf“ wurde von Seiten der Stadt argumentiert. Das Bauordnungsamt berief zur Lösung des Konflikts den von der Stadt Regensburg bezahlten, aber dennoch unabhängigen Gestaltungsbeirat unter Leitung des Züricher Architekturprofessors Dr. Carl Fingerhuth ein. Ein Gremium auswärtiger Architekten, welches Regensburg in einer Vielzahl architektonischer Fragen berät. Prof. Dr. Fingerhuth unterstrich dann auch erwartungsgemäß die Position des Bauordnungsamtes vor laufenden Kameras des Bayerischen Rundfunks, welcher live vom „Bunten Haus“ berichtete. Danach „hebe sich der Zweckbau egoistisch aus der Masse hervor und nehme eine Position ein, die ihm nicht zustehe“. In einer Regensburger Zeitung war gar im Zusammenhang mit der Sitzung des Gestaltungsbeirates von „Pornografie“ und „optischer Lärmbelästigung“ die Rede. Ob derartige Äußerungen wirklich getätigt wurden entzieht sich aber meiner Kenntnis, da Herr Rebl und ich der Sitzung selbstverständlich fern geblieben sind. Wir hatten uns ja nichts vorzuwerfen. Die Bevölkerung von Regensburg sah das ebenfalls ganz anders und fühlte sich für den altmodischen Geschmack einzelner im Bauordnungsamt in Massenhaftung genommen. Es wurden sogar stimmen laut, die die Tätigkeit des Gestaltungsbeirats grundsätzlich in Frage stellten. Warum überhaupt eine Entscheidung des Gestaltungsbeirats? Traut die Stadt ihren Bürgern keine eigene Meinung zu? All diese Fragen und noch eine Vielzahl mehr wurden in Leserbriefen in der Regensburger Presse diskutiert. CSU- Stadtrat Christian Schlegl forderte sogar eine Bürgerbefragung zu diesem Thema, da aus seiner Sicht eine Spaltung der Stadtgemeinschaft drohte. Das Bauordnungsamt- rechtlich ohne jegliche Handhabe, denn Gestaltungsvorgaben gab es für dieses Wohngebiet im Bebauungsplan der Stadt keine, und mein Kunstwerk ohnehin durch die im Grundgesetz verankerte Kunstfreiheit geschützt- bediente sich jetzt der Argumentationshilfe, das durch das „bunte Haus“ ein überdimensionales Werbeobjekt für den Malerbetrieb von Herrn Rebl geschaffen worden ist. Als solches sei es genehmigungspflichtig. Und mit der erneuten Androhung, das Haus wieder weiß streichen zu müssen, verabschiedete sich die Stadt Regensburg in die Sommerpause. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Am 14. Oktober gab die Stadt dann in einer Pressemitteilung bekannt, dass das „Bunte Haus“ bleiben darf, wie es ist. „ Man gehe zwar weiterhin davon aus, dass das Haus gestalterischen Grundsätzen widerspreche, es gäbe für die Stadtverwaltung aber wichtigere Dinge zu tun. Herrn Rebl und mich hat das natürlich sehr gefreut. Und die Regensburger auch, denn die lieben ihr „Buntes Haus“.
„Buntes Haus“ Regensburg
Drehergasse 16
D- 93059 Regensburg