Heidelbergs „Bunte Straßenbahn“ 2003
Als die Heidelberger Verkehrsbetriebe im Jahr 2003 die Bemalung Ihres GTW 8 Baujahr 1975 bei mir in Auftrag gaben, schien mir das Projekt mit einer zu bemalenden Fläche von 150 qm gigantisch! Über die Bemalung eines Autos in meiner Schulzeit war ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht hinaus gekommen und das war schon eine Weile her.
An Qualitätsstandard habe ich bei der Bemalung des Autos zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht gedacht und eine Straßenbahn ist im täglichen Betrieb extremen Belastungen ausgesetzt. Man kann also einiges falsch machen. Zunächst hatte ich Glück, weil die Technik des Anlaugens des Untergrunds funktionierte, weil die alte Bahn ebenfalls noch mit 1-K Alkydharzlack lackiert war und nicht mit einem Zwei- Komponenten- Lack moderner Prägung. Ein befreundeter Künstler gab mir den Tipp, ich könne mir so das Anschleifen des Untergrunds sparen. Heimlich habe ich mich dann in die Halle geschlichen und an einer Ecke den Anlauger getestet. Es funktionierte! Die Auswahl des richtigen Lackes erschien mir damals noch wie eine Geheimwissenschaft und ohne die Unterstützung der Techniker von Caparol, dem Farbenhersteller mit dem ich immer noch gerne zusammen arbeite, wäre sicherlich einiges schief gegangen.
Das Bemalen der Bahn selbst, mit Pinsel und Rolle, war ein unglaublicher Aufwand. Zusammen mit meiner heutigen Frau haben wir in sechs Wochen die Bahn grundiert und bemalt. Es war dieser unglaublich heiße Sommer mit bis zu 40 Grad. Unzählige Male haben wir das Rollgerüst um die Bahn geschoben und ungeheuerlich dabei geschwitzt. Trotzdem denken meine Frau und ich immer gerne an dieses Projekt zurück. Und das Ergebnis kann sich immer noch sehen lassen. Neben bunten Fröschen aller Art hat die Bahn vorne und hinten ein Gesicht. Das eine nimmt auf das stolze Alter der Bahn Bezug und stellt eine geschminkte, ältere Dame dar. Das andere, mit seinen großen, verdrehten Augen, symbolisiert die völlige Verrücktheit des Knallbonbons. Arbeitstitel, wie „Froschteich an dem Erdbeeren vorbeifliegen“ oder „Heidelbergs Straßenbahn zum Liebhaben“ haben sich nicht durchgesetzt.
Dennoch ist die Bahn bei der Bevölkerung sehr beliebt, wird immer noch gerne als Photomotiv von Touristen genutzt und ich bekomme noch heute viel Resonanz dafür. Ein Amerikaner wollte sie angeblich sogar kaufen und in die Vereinigten Staaten transportieren lassen. Mittlerweile gehört sie aber dem Verein der Straßenbahnfreunde und ist an die Rhein- Neckar- Verkehrsbetriebe zurück vermietet. Dadurch ist ihr Überleben in buntem Gewand gesichert.
Darüber hinaus war diese Bahn auch der Startschuss für viele weitere tolle Projekte und zum Sammeln von Erfahrungen für alles was noch kommen sollte, war sie unentbehrlich. Doch das konnte ich damals noch nicht wissen.